THOUGHTS

Weltfragen -eins-

Eine von mir erlebte Situation:

Ich sitze im Auto, muss an einer roten Ampel warten. Auf dem Gehweg beobachte ich einen älteren Herrn, der an seinem Fahrrad steht und mit einem großen, scheinbar schweren Karton hantiert. Er möchte ihn mit seinem Fahrrad transportieren. Leute laufen vorbei, beobachten ihn verschämt.
Nach einem Moment fahre ich rechts ran und gehe zu ihm. Ich biete ihm an, ihm den Karton (darin befindet sich laut Aufdruck ein Schreibtischstuhl) nach Hause zu fahren. Dies möchte er nicht. Er sei noch im Krieg geboren und habe früher noch ganz andere Dinge stemmen müssen. Zumindest halte ich sein Rad, während er den schweren Karton mit Gummiseilen daran befestigt.
Als das gelungen ist, bedankt er sich. Und fragt mich, warum ich so nett sei. Ich antworte, dass dies für mich selbstverständlich ist und doch für jeden sein sollte. Daraufhin sagt er, dass ich ziemlich weltfremd sei. Ich kann nur noch anmerken, dass dies eine traurige Antwort ist, bevor wir uns verabschieden und ich nachdenklich wieder ins Auto steige.

Hat dieser Mann Recht? Ist das, was für mich in dieser Situation selbstverständlich ist, für andere eine Ausnahme, gar ein No-Go?
Oder sind es seine Erlebnisse, seine Geschichte, die ihm diesen traurigen Blick auf die Welt bescheren?
Wie gern hätte ich mich mit ihm unterhalten. Hätte eventuell eine Ahnung davon bekommen, wie ein Mensch zu solch einer Ansicht kommt.
Nun sitze ich jedoch alleine mit meinen Gedanken hier zu Hause, und es bleibt wieder einmal die Frage:

In was für einer Welt möchte ich leben?